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Kindheitsparadies
 Liebliche Hügel auf beiden Seiten
 und ein munteres Bächlein dazwischen
 An seinen Ufern grünende Weiden
 das Wasser efüllt mit pfeilschnellen Fischen
 
 Da liegt meiner Kindheit Paradies
 Hier hab ich als Knabe gespielt und gesessen
 Wie schmeckten die Früchte so herrlich süß
 die vom Baume der Freude ich pflückend gegessen
 
 Unsagbares Glück und himmlische Lust
 strahlte die lachende Frühlingssonne
 mir in die wilde stürmische Brust
 daß mein Herz mir hüpfte vor Freude und Wonne
 
 Oft lag ich am Bache in träumender Ruh
 und habe den Liedern der Lerchen gelauscht
 Ich sah den fleißigen Bienen zu
 und war vom Blumenduft selig berauscht
 
 Hier ist auch die schönste Musik mir erklungen
 Die alten Weiden rauschten dabei
 Der Bach hat sein uraltes Lied mir gesungen
 umspielt von den Tönen meiner Schalmei
 
 O selige Kindheit längst bist du entschwunden
 Aus meinem Garten wurd ich vertrieben
 Mehr Glück hab ich später niemals empfunden
 Jedoch die Erinnrung - sie ist mir geblieben
 
 [Friedrich May, © Ekkehard May]
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